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Fortbildung/Aktuelles

IMPULSE-2-Studie: Klassische Rehabilitation kombiniert mit neuen Therapieformen – medikamentöse Therapie und Techniken der Hirnstimulation

Die Rehabilitation von Schlaganfallpatienten stellt neben der Akuttherapie die wirksamste Möglichkeit dar, eine Verbesserung der verloren gegangenen Funktionen wieder zu erreichen.

Im Rahmen der sogenannten TRIPLE-Therapie, die in der IMPULSE-2 Studie untersucht wird, haben PatientInnen, neben der klassischen Rehabilitation, auch die Möglichkeit eine spezielle Behandlungsmethode zu erhalten. Bei dieser Therapieform erhalten die Patienten eine völlig schmerzlose elektrische Hirnstimulation sowie eine Infusion mit dem Neuropeptidpräparat Cerebrolysin®.

Somit werden in der Untersuchung drei bewährte Behandlungsmöglichkeiten in Form einer Triple-Therapie kombiniert und kommen nach einem wissenschaftlich fundierten und standardisierten Protokoll zum Einsatz.
Durch die Kombination aus einer Strom-Stimulation des Gehirns (dies ist eine rein äußerliche Hirnstimulation mit sehr schwachem Gleichstrom) mit einem Medikament zur Gehirnaktivierung und Ergotherapie, sollen auch im chronischen Stadium noch Fortschritte in der motorischen Erholung erreicht werden.

Die nichtinvasive Hirnstimulation, welche über die Kopfhaut erfolgt – regt die geschädigten Nervenzellen an, ihre Aktivität zu steigern. Durch die Veränderung der neuronalen Erregbarkeit soll das Wiedererlernen von beispielsweise geschulten Bewegungsabläufen wieder erleichtert werden.

Die Infusion mit dem Neuropeptidpräparat, Cerebrolysin, einem Medikament, welches schon seit Jahrzehnten bei Schlaganfallsbehandlungen zum Einsatz kommt, enthält verschiedene Neuropeptide, die die Aktivität der Nervenzellen über körpereigene Prozesse stimuliert und auch anregt neue Verknüpfungen auszubilden.

Wo mit bisherigen Maßnahmen nur noch wenig erreicht werden konnte, soll dieser neue kombinierte Therapieansatz die natürlichen Reparaturmechanismen des Gehirns anregen und die Lernfähigkeit des Gehirns fördern.

Das Gehirn erhält durch diesen Ansatz eine Art Starthilfe, um verlorengegangene Funktionen wiederherzustellen.

Laut dem Studienleiter und Reha-Experten, Prim. Dr. Andreas Winkler, sind aufgrund bisher verfügbarer Studiendaten aus kleineren, experimentellen Studien bereits  vielversprechende Signale ableitbar, welche die Hoffnungen auf die Wirksamkeit der Triple-Therapie bestärken.

Triple­-Therapie: positive Signale aus explorativen Untersuchungen

Für diesen neuen kombinierten Therapieansatz konnten erste vielversprechende Signale in explorativen klinischen Unter- suchungen gefunden werden*. In einer rezenten Analyse wurden Patienten mit subakuten und chronischen ischämischen Infarkten (> 4 Wochen) mit leichter bis mittel- schwerer Beeinträchtigung der Arm/Hand-Motorik (ARAT > 12 Pkt., SAFE-Score > 4 Pkt.) in drei Gruppen eingeteilt: Die Patienten in Gruppe A erhielten täglich aufgabenspezifisches Training (mindestens 30 Minuten, 5 Tage/Woche) über 2 Wochen; die Patienten in Gruppe B erhielten zusätzlich anodale tDCS (20 Minuten, 5 Tage/Woche); die Patienten in Gruppe C erhielten zudem eine tägliche morgendliche Infusion von Cerebrolysin 30 ml i. v. über 2 Wochen.

Der primäre Endpunkt war der ARAT-Score am 14. Tag, definiert als proportionaler Erholungswert (Proportional Recovery Rate %). Es konnte gezeigt werden, dass Patienten mit dem Dreifach-Therapie-Regime die höchsten Verbesserungsraten erzielten, allerdings war dieser Unterschied aufgrund des explorativen Designs sowie der geringen Proband*innenzahl statistisch nicht für einen Nachweis eines signifikanten Gruppenunterschiedes ausgelegt (Abb. 1). Die Behandlungen wurden gut vertragen und es wurden in beiden Gruppen keine Nebenwirkungen fest- gestellt. In der weiterführenden IMPULSE-2 Untersuchung werden derzeit die Ergebnisse an einem größeren Patientenkollektiv untersucht.

Abbildung 1:

*Winkler A, Zelenka I, Schweng E, Skabrada J, Schandl I, Janecek A. The first patient treated with a triple combination therapy after re- current ischemic stroke. J Med Life 2019; 12: 230–2.

Winkler A et al. A multimodal approach in upper extremity recovery after stroke: the com- bination of non-invasive brain stimulation with cerebrolysin and task specific training. 4th Congress of the European Academy of Neuro- logy 2018, Lisbon, Portugal. Eur J Neurol 2018, 25 (Suppl 2): POD559 (Poster).